Unterrichtsalltag versus Lehrplan. Ein kritischer Rückblick

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Trotz meiner 20jährigen Diensterfahrung löst der Schulschluss auch jetzt noch Gefühle der Enttäuschung, des Versagens, ja oft der Panik aus, verursacht durch die Diskrepanz zwischen Lehrplan und Erreichtem. Der hinter mir stehenden anonymen Instanz kann ich weder ein fertiges Werkstück noch einen erledigten Aktenstoß vorlegen. Zu diesem Zeitpunkt wird das Tierchen mit dem Namen "Lehrergewissen" ungeheuer aktiv, und zwar anders als während des Schuljahres, wo es im Rahmen überschaubarer Zusammenhänge agiert und meist zu einem akzeptablen Ausgleich findet. Jetzt jedoch kommt sich dieses Tierchen vor wie in Kafkas' Schloss. Entwickelt hat es sich in längst vergangenen Tagen, als es mit Sprüchen wie "Lernen ist deine Pflicht " , "Erst die Arbeit, dann das Spiel" oder "Hausübungen zu machen, ist wohl das Wenigste, was man von dir erwarten kann" gefüttert wurde. Freilich könnte und sollte man diese Kindheitsschuhe längst abgelegt haben, aber mich drücken sie trotz der großen Lehrer/innenstiefel, die ich übergestreift habe, und da sich an den Machtstrukturen der Schule nichts Entscheidendes verändert hat, wirkt der G'wissenswurm munter weiter, sobald Pflicht und Leistung sich mit Autorität z.B. in Form des Lehrplans konfrontiert sehen.

Hatte ich es bisher bei allgemeinen Wendungen wie "Sie können nichts" oder "Ich werde mit dem Stoff nicht fertig" bewenden lassen, so will ich es mir nun am Ende dieses Schuljahres einmal genau anschauen und prüfen, was das Unterrichtsgeschehen in diesem Jahr auf der Folie des Lehrplans wert ist.


Autor/in: Elisabeth Hensler
Durchführende Institution/en: Bundesgymnasium, Bundesrealgymnasium und wirtschaftskundliches Bundesrealgymnasium Wien IV (Schulversuch Sir Karl Popper-Schule) (904036)
Fach/Fächer: Deutsch
Schulstufe/n: 9. Schulstufe


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